Geschichte Neckargemünds
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Otto
III. (Kaiser 983-1002) überließ Bischof Hildebald von Worms
ein umfangreiches Gebiet am Neckar. In der Schenkungsurkunde vom 1. Januar
988 wird Neckargemünd unter dem Namen "Gemundi" erstmals
urkundlich erwähnt. (Das Mittelalter hindurch trug die Gemeinde den
Namen 'Gemünd', was sich durch die Lage an der Mündung der Elsenz
in den Neckar erklärt. Der heutige Stadtname 'Neckargemünd'
kam erst später auf.) 1219 belehnte Worms den staufischen König
Heinrich VII. mit jenen Gebieten am Neckar. Zur Sicherung der Reichsgewalt
gründete er am unteren Neckar die Städte Mosbach, Eberbach und
Neckargemünd. Aus der Siedlung Gemünd war damit um das Jahr
1230 eine Reichsstadt geworden. Auch an der Regelmäßigkeit
des Stadtgrundrisses erkennt man, daß es sich bei Neckargemünd
nicht um eine langsam gewachsene Stadt, sondern um eine Gründungsstadt
handelt.
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ABSTAND Neckargemünd diente dem Reich als eine von mehreren Wachstationen zur Sicherung des Neckars (der bereits im Mittelalter als Verkehrsweg von Bedeutung war) und der Straße, die von Heidelberg nach Mosbach führte. Wegen der strategischen Bedeutung der Reichsstadt Neckargemünd, wurde zu ihrer Befestigung die Burg Reichenstein errichtet. Die Festung war mit dem königlichen Ministerialen Diether Nessel von Mauer besetzt, dem gleichzeitig auch die Stadt anvertraut war. Als König Rudolf von Habsburg Diether Nessel 1286 wegen Hochverrats vertrieb, wurde Pfalzgraf Ludwig II. der Strenge mit der Stadt belehnt. 1329 fielen Stadt und Burg - zusammen mit der Meckesheimer Zent - als Reichspfand an Kurfürst Ruprecht I.. (Bei Meckesheim handelt es sich um eine an der Elsenz gelegene Siedlung im Kraichgau. Die Meckesheimer Zent erstreckte sich im wesentlichen südlich von Neckargemünd.) Endgültig wurde das Gebiet 1395 durch Kurfürst Ruprecht II. in das pfälzische Territorium eingegliedert, wodurch Neckargemünd seinen Status als Reichsstadt verlor. ABSTAND |
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Um 1230 war Neckargemünd
durch die Verleihung der Stadtrechte zu einem selbständigen Gerichtsbezirk
geworden und wurde damit aus der Meckesheimer Zent, der es bisher angehört
hatte, herausgelöst. Die Bürger der Stadt Neckargemünd
konnten nun nur noch vor ihrem eigenen Stadtgericht belangt werden. Nach
dem Übergang Neckargemünds und der Meckesheimer Zent in kurpfälzischen
Besitz, versuchten die Pfalzgrafen jedoch aus organisatorischen Gründen,
Neckargemünd in die Meckesheimer Zent zu reintegrieren. So geht aus
dem Neckargemünder Zentvertrag vom 25. August 1561 hervor, daß
die Tagungsstätte des Zentgerichts damals mit der des Neckargemünder
Stadtgerichts identisch war: Beide Gerichtsgremien tagten im Untergeschoß
des Neckargemünder Rathauses. Zu einer Verschmelzung der beiden Hochgerichtsbezirke
kam es aber dennoch nicht. Allerdings wurde Neckargemünd im Bereich
der Wehrorganisation eng an die Meckesheimer Zent zeitweise gebunden.
So ist aus einer Quelle von 1504 ersichtlich, daß Neckargemünd
und die Meckesheimer Zent gemeinsam ein geschlossenes Aufgebot zu stellen
hatten. |
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Als Kurfürst Ottheinrich 1556 in der Kurpfalz das lutherische Bekenntnis einführte, wurde auch Neckargemünd vom Katholizismus befreit. Die Reformation war von den Bürgern der Stadt herbeigesehnt worden. Wie auch viele andere katholische Gemeinden dieser Zeit hatte Neckargemünd einen Pfarrer, der seinen Pflichten nicht gerecht wurde. 1496 führte der Rat der Stadt Klage über ihn, da er es mit der Messe nicht allzu ernst nahm, und wenn er die Messe las, sein Meßgewand nicht anlegte. Derartiges Verhalten von katholischen Pfarrern trug wesentlich dazu bei, daß man vielerorts der lutherischen Reformation aufgeschlossen gegenüberstand. 1559 trat die Kurpfalz unter Kurfürst Friedrich III. zum Kalvinismus über. Dem nun einsetzenden Bildersturm ist es zu verdanken, daß Ulrichskirche ihres gesamten Schmuckes beraubt wurde: außer den Bildnissen wurden selbst Orgel und Taufstein entfernt. |
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ABSTAND
Im Pfälzischen
Erbfolgekrieg (1688-1697) trug Neckargemünd - auf Grund des Schutzes,
den die Festung Dilsberg der
Stadt bot - vergleichsweise geringe Schäden davon.
Während Heidelberg vollständig niedergebrannt wurde, sind in
Neckargemünd noch diverse Bürgerhäuser aus der Zeit vor
dem Krieg erhalten. |
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Unter Karl
Theodor (Kurfürst 1742-1789) kam es in den kurpfälzischen
Städten zu einem beträchtlichen Wirtschaftswachstum - so auch
in Neckargemünd. Der Holzhandel blühte, wovon das von Wald umgebene
Neckargemünd sehr profitierte. Ferner entstanden um die Stadt herum
Steinbrüche. Holz und Stein wurden als Baustoffe zum Wiederaufbau
der durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörten Kurpfalz
benötigt. Beides wurde über den Neckar verschifft, so daß
Neckargemünd auch in logistischer Hinsicht eine Schlüsselfunktion
zukam. Durch die merkantilistische Wirtschaftspolitik Karl Theodors wurde
der Neuaufbau begünstigt. Die Stadt Neckargemünd ehrte den Kurfürsten
daher durch die Errichtung eines klassizistischen Prunktors am Stadtrand.
Hierbei fällt die Parallele zum Heidelberger Karlstor
auf, das ebenfalls zu Ehren Karl Theodors errichtet wurde. |
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Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz |