Die Ursprünge Eberbachs hängen mit dem mächtigen Geschlecht der Grafen von Lauffen zusammen. Da der Stammname dieses Geschlechts Poppo war, spricht man auch von den Popponen. Seit dem 12. Jh. nannten sich diese Popponen nach ihrer Stammburg bei dem Ort Lauffen am Neckar. Um ihr umfangreiches, vor allem aus wormsischen Lehen bestehendes Gebiet kontrollieren zu können, errichteten die Grafen von Lauffen im Verlauf des 12. Jh. diverse weitere Burgen - beispielsweise die Festung Dilsberg, die um 1150 entstand. Die vielleicht wichtigste Burg der Grafen von Lauffen war die Burg Eberbach. Man weiß nicht, wann sie erbaut wurde. Es wird jedoch vermutet, daß Graf Konrad von Lauffen, der 1196 in einer Urkunde Konrad von Eberbach genannt wurde, ihr Bauherr war. Zwischen 1212 und 1219 starb das Geschlecht der Grafen von Lauffen mit Konrads Bruder Poppo V. aus, der die Burg Eberbach wahrscheinlich von Konrad geerbt hatte. Nach dem Tod Poppos V. scheint der Edelfreie Konrad von Dürn die Burgen Eberbach und Dilsberg übernommen zu haben. Als Gründungsdatum der Stadt Eberbach gilt das Jahr 1227, da König Heinrich VII. (der 1235 wegen eines Konflikts mit seinem Vater, Kaiser Friedrich II., auf den Thron verzichten mußte) Eberbach in diesem Jahr als Lehen des Wormser Bischofs erwarb. Heinrich VII., der an einem Ausbau seiner Machtposition in dieser Region interessiert war, gilt als Begründer der Stadt, die er an die bereits bestehende Burg angliederte. 1235 wurde Eberbach Reichsstadt, verlor diesen Status jedoch 1297 wieder, als König Adolf von Nassau die Stadt verpfändete. Im folgenden wechselte Eberbach des öfteren seine Pfandherren, bis es 1330 in den Besitz der Pfalzgrafschaft bei Rhein gelangte. Seit 1360 war Eberbach nachweisbar Mittelpunkt einer Zent. (Der Begriff "Zent" leitet sich von lat. Centum (=hundert) ab, denn in fränkischer Zeit war die Zent auch Grundeinheit des militärischen Aufgebots gewesen.) Als es 1410, nach dem Tod von Kurfürst Ruprecht III., zur Teilung der Kurpfalz kam, viel Eberbach an das Haus Pfalz-Mosbach, und kehrte 1499 mit diesem wieder zur Kurpfalz zurück. Eberbach war Hauptort einer Zent. Der Eberbacher Zent unterstanden, neben kurpfälzischen Besitzungen, auch einige Ausdörfer. Hierbei handelt es sich um Dörfer, die anderen Grundherren, wie z. B. den Herren von Hirschhorn, unterstanden. Hinsichtlich der Rechte an den Ausdörfer kam es häufig zu Konflikten zwischen der Eberbacher Zent und den jeweiligen Grundherren. Leiter des Zentgerichts war der Zentgraf, dem ein ganzer Apparat von Schreibern und Polizeibeamten zur Verfügung stand. Obwohl das Zentgericht seinen Sitz in Eberbach hatte, war es für die Stadt Eberbach selbst nicht zuständig. So konnten Stadtbürger nur vor ihrem eigenen Stadtgericht angeklagt werden, das vom Stadtschultheißen geleitet wurde. |
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ABSTAND Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges erfolgte unter Kurfürst Karl Ludwig der Wiederaufbau der Kurpfalz. Dieser verschlang Unsummen an Geld, was dazu führte, daß die kurpfälzische Regierung die Gemeinden finanziell stärker belasten mußte als zuvor. Beispielsweise entdeckte die Regierung plötzlich, daß die Neckarfähre bei Eberbach auf einem landesherrlichen Regal beruhe und dementsprechend durch jährliche Rekognitionsgelder zu entgelten sei. Durch die Erhebung bzw. die Erhöhung diverser weiterer Abgaben, wurden die Finanzen der Stadt Eberbach in zunehmendem Ausmaß staatlich kontrolliert. In diesem Zusammenhang kam es zu einer Aufwertung der Position des Kellers gegenüber den städtischen Autoritäten. So wurden die Ämter des Kellers und des Stadtschultheißen unter Karl Ludwig meist von einer Person ausgeübt. Ferner bauten die Keller auch ihre Position gegenüber dem Stadtrat aus. Seit 1658 konnten außerordentliche Ratssitzungen nur noch mit Zustimmung des Kellers abgelegt werden. Zur gleichen Zeit übernahmen die Keller auch die Rolle des Zentgrafen. Unter Karl Ludwig setzte sich die Tendenz zur rechtswissenschaftlichen Formalisierung des Prozeßwesens fort, so daß die Keller, bei denen es sich meist um ausgebildete Juristen handelte, zur Leitung von Gerichtsverfahren besser geeignet waren, als die von der bäuerlichen Tradition geprägten Volksrichter. Mit der
Machtübernahme des Hauses Pfalz-Neuburg
wurde in Eberbach, wie in der gesamten Pfalz, der Katholizismus eingeführt.
Eberbach war der erste Ort im Oberamt Mosbach, in dem am 29. Oktober 1698
ein katholischer Gottesdienst abgehalten wurde. Fortan mußten Reformierte
und Lutheraner das Eberbacher Gotteshaus mit den Katholiken teilen. Der
katholische Pfarrer verhielt sich hierbei jedoch sehr ostentativ, indem
er den Gottesdienst über die vereinbarte Zeit hinaus ausdehnte und
die Protestanten vor der Türe frieren ließ. In diesen und ähnlichen
Konflikten konnte sich der katholische Pfarrer der Unterstützung
des Eberbacher Kellers sicher sein, der in diesem Kontext die Interessen
der neuen Kurlinie vertrat. |
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Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz |