Ulrichskirche |
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Die älteste Kirche Neckargemünds ist St. Ulrich. Die Kirche wurde dem heiligen Ulrich geweiht, der 890, als Sohn eines alemannischen Adligen in Augsburg geboren und 923 durch König Heinrich I. zum Bischof von Augsburg erhoben worden war. 926 ließ er Augsburg gegen die Einfälle der Ungarn befestigen. Vor der Entscheidungsschlacht auf dem Lechfeld (955) leitete er persönlich die Verteidigungsmaßnahmen. Ulrich starb am 4. Juli 993 und wurde noch im selben Jahr heiliggesprochen. Das wesentliche ikonographische Merkmal Ulrichs ist ein Fisch, den er auf bildlichen Darstellungen (wie z. B. der rechts unten abgebildeten) in der Hand hält. Mit dem Attribut des Fisches verbindet man eine Legende, nach der Ulrich von einem Boten des Bayernherzogs an einem Donnerstagabend beim Mahl angetroffen worden sein soll. Um Ulrich der Übertretung des Fastengebots zu überführen, habe der Bote als Beweis ein Stück Fleich mitgenommen, das sich, der Legende zufolge, jedoch in Fisch verwandelt hatte, als er es vorweisen wollte. Bei dieser erst im 15. Jh. aufkommenden Legende, handelt es sich wahrscheinlich um einen späten Versuch, die ikonographische Bedeutung des Fisches auf den Ulrichsdarstellungen zu erklären. Auf Grund der Fischsymbolik verehrten vor allem Fischer und Schiffer den heiligen Ulrich als ihren Berufsheiligen. Auf Grund der Flußlage Neckargemünds waren viele der Einwohner als Fischer oder Schiffer tätig. Daß man die Kirche deren Berufsheiligem widmete, zeigt wie einflußreich jener Berufsstand in Neckargemünd war. Den terminus postquem
für die Errichtung der Ulrichskirche bildet die Heiligsprechung Ulrichs
im Jahr 993. Der
Terminus antequem ist die Verleihung der Stadtrechte um 1230, da sich
aus dem Grundriß der Altstadt ergibt, daß bereits
in der vorstädtischen Siedlung eine Kirche vorhanden war. Zwischen
1482 und ca. 1560 erfolgte die personelle Besetzung der Pfarrei St. Ulrich
durch den Abt des Klosters
Schönau. In den Besitz dieses Patronatsrechts war die Schönauer
Abtei durch den käuflichen Erwerb des ellwangischen Klosters Wiesenbach
gekommen, von dem die Neckargemünder Kirche bisher abhängig
gewesen war. Durch archäologische Forschungen wurden zwischen 1977
und 1981 in Wiesenbach die Fundamente einer dreischiffigen Basilika freigelegt.
Die monumentalen Ausmaße, die das einstige Gebäude gehabt zu
haben scheint, zeigen welch große Bedeutung Wiesenbach seit dem
12. Jahrhundert in kirchlicher Hinsicht zukam. Ein weiterer Anhaltspunkt
hierfür ist die Tatsache, daß das Kloster Ellwangen die Verwaltungszentrale
für seine Besitzungen am unteren Neckar von Schriesheim (wo es im
13. Jahrhundert auch zu Konflikten mit den Herren
von Strahlenberg kommen sollte) nach Wiesenbach verlegte. |
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Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz |